Seit 2017 dürfen Ärzte in Deutschland cannabishaltige Arzneimittel verschreiben. Das ist nicht gleichbedeutend mit einer Cannabis-Legalisierung in Deutschland. Medizinisches Marihuana (engl. Marijuana) ist ausschließlich eine Therapie-Option bei schwerwiegenden Krankheiten und Symptomen (z. B. chronische Schmerzen).
Was ist medizinisches Cannabis?
Medizinisches Cannabis ist Cannabis immer dann, wenn es nicht zum Genuss, sondern zur Behandlung oder Linderung einer Krankheit oder Beschwerde konsumiert wird. Neben einer medizinischen Marihuana-Therapie ist medizinisches Cannabis auch in Form von Cannabis-Arzneimitteln mit Wirkstoffen wie Dronabinol verfügbar.
Die Marihuana- oder Medizinisches Cannabis-Therapie ist vielversprechend, stößt aber immer noch auf Vorbehalte. Cannabis-Konsum wird in Deutschland oft mit Haschisch und illegalem Drogenkonsum gleichgesetzt. Dabei ist die positive Wirkung von Produkten der Hanfpflanze (auch Cannabispflanze) wissenschaftlich belegt und spezifische Cannabisprodukte wie CBD-Öl oder Dronabinol können in vielen Fällen zum Beispiel anstatt von schnell süchtig-machenden Opiaten eingesetzt werden.
Medizinisches Cannabis Kaufen
Beim Kauf von Cannabisprodukten, wie CBD Öl, THC Öl oder CBD Tropfen, sollten Sie stets auf seriöse Quellen achten. In Deutschland ist das Marihuana Kaufen, Cannabis Kaufen und Dronabinol vorrangig über eine zugelassene Cannabis Apotheke möglich, wo Rechtskonformität und Produktqualität gewährleistet sind.
Für den Konsum von Cannabis stehen verschiedene Hilfsmittel wie Vaporizer und Grinder zur Verfügung, die ein effizienteres und gesünderes Nutzungserlebnis bieten. Wer an der Kultivierung interessiert ist, kann legal Cannabis Samen erwerben. Dabei sollten Sie stets die rechtlichen Rahmenbedingungen beachten. Der Markt für CBD Produkte wie CBD kaufen wächst, und Konsumenten profitieren von einer immer größeren Auswahl an verfügbaren Produkten in spezialisierten Geschäften oder Online-Shops. Es ist wichtig, Produkte zu wählen, die ausführlich getestet und zertifiziert sind, um die Sicherheit und Wirksamkeit zu garantieren.
Für welche Krankheiten ist medizinisches Cannabis zugelassen?
Vertragsärzte dürfen Cannabis-haltige Arzneimittel bei Kassen-Patienten mit einer schwerwiegenden Krankheit verordnen.
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Wissenschaftlich belastbare Erkenntnisse zu THC- und CBD-Wirkungen liegen bislang für Cannabis gegen Schmerzen, Spastiken, Übelkeit und Erbrechen durch Zytostatika vor. Als wahrscheinlich gilt eine gute Wirksamkeit bei Appetitlosigkeit, Schizophrenie, Morbus Parkinson, Tourette-Syndrom, Epilepsie, Kopfschmerzen (Migräne) sowie chronisch entzündliche Darmerkrankungen.
Wer auf die ärztliche Beratung und Betreuung beim medizinischen Einsatz von Cannabis verzichtet, geht ein klares Risiko ein. Denn Marihuana kann zu Wechselwirkungen mit bestehenden Medikationen führen. Das kann beispielweise für Patienten mit Herzinfarkt, Herz-Rhythmus-Störungen oder Herzinsuffizienz gefährlich werden. Interaktionspotenzial besteht mit bestimmten Herz-Kreislauf-Medikamenten gegen Bluthochdruck ebenso wie mit Cholesterinsenkern und Blutverdünnern.
Medizinisches Cannabis bei ADHS
Zur Wirkung von medizinischem Cannabis bei einer Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) liegen bisher nur wenige Forschungsergebnisse vor. Hauptsächlich wurden Erfahrungsberichte publiziert.
In einer randomisierten und experimentellen Studie mit 30 Erwachsenen wurde die Wirkung des Medikaments Sativex mit einer Placebo-Gruppe verglichen. Ergebnis: Die Unterschiede in kognitiver Leistung und Aktivitätslevel waren nicht signifikant.
Bei den Symptomen Hyperaktivität und Impulsivität schnitten die Mitglieder der Sativex-Gruppe jedoch besser ab.
Medizinisches Cannabis gegen Akne
Akne ist eine ungefährliche Hautkrankheit. Doch Betroffene leiden, wenn entzündliche Pickel, Pusteln und Mitesser das Gesicht übersäen. Circa 70–80 % der Jugendlichen sind betroffen. Bei den meisten bildet sich die Akne nach der Hormonumstellung von selbst zurück. Trotzdem leiden auch etwa 40 % der Erwachsenen, meist Frauen, an unreiner, Akne-anfälliger Haut.
Verschreibungspflichtiges medizinisches Cannabis ist bei Akne aber nicht das Mittel der Wahl. Stattdessen kommen diverse freiverkäufliche Cannabis-Produkte bei Akne infrage. Denn Akne tritt dann auf, wenn die Drüsen durch Talg und abgestorbene Zellen verstopfen und sich entzünden. Der in Cannabis enthaltene Wirkstoff CBD kann nachweislich die Talgproduktion hemmen. Hinzu kommen die entzündungshemmenden und ausgleichenden Eigenschaften von CBD. Somit können CBD-haltige Cannabis-Salben oder CBD-Creme ebenso wie kosmetische CBD-Öle bei Akne-Betroffenen für eine Beruhigung der Haut und einen ebenmäßigeren, harmonisierten Teint sorgen.
Medizinisches Cannabis für Appetitsteigerung bei AIDS- und Krebspatienten
Die Studienlage ist dünn. Viel deutet daraufhin, dass Cannabis bei HIV-Patienten tatsächlich eine leicht gewichtsstimulierende Wirkung hat. Das gleiche gilt für Krebs-Patienten, die palliativ behandelt werden. Tatsächlich aber waren die Ergebnisse nicht signifikant besser als bei Patienten einer Vergleichsgruppe, die ein Placebo erhalten hatten.
Hinzu kommt, dass die Beobachtungs-Zeiträume vergleichsweise kurz waren. Zu kurz, um tatsächlich belastbare Ergebnisse zu erzielen.
Medizinisches Cannabis bei Arthrose
Die Heilung von Arthrose ist bislang nicht möglich. Die Therapieansätze zielen darauf ab, Schmerzen zu lindern und das Fortschreiten der Gelenkdegeneration zu verhindern. Gelenkschonender Sport und eine Gelenkentlastung durch Bandagen, Gewichtsabnahme etc. sind gängige Maßnahmen bei Arthrose. Zudem werden die schmerzenden Gelenke üblicherweise mit Schmerzmitteln und Entzündungshemmern, manchmal Kortisonspritzen, behandelt. Da es sich bei Arthrose um eine schmerzhafte entzündliche Erkrankung der Gelenke handelt, könnte aber auch die potenziell entzündungs- und schmerzhemmende Wirkung von Cannabis für Betroffene von Nutzen sein.
Zwar ist die Studienlage zu Cannabis bei rheumatoider Arthritis noch recht dürftig, aber es gibt diverse positive Fallberichte. Speziell wenn mit einer Arthrose beispielsweise auch Schlafstörungen sowie depressive Phasen einhergehen und andere Maßnahmen nicht oder nicht in befriedigender Weise anschlagen, sollte der Einsatz von medizinischem Cannabis bei Arthrose als zusätzliche Option in Betracht gezogen werden. Die Wirkung der Cannabinoide könnte dazu beitragen, Gelenkentzündungen zu reduzieren und Begleiterscheinung so zu verringern, dass sich die Lebensqualität des Arthrose-Patienten verbessert.
Medizinisches Cannabis gegen Asthma
Asthma ist eine chronische Atemwegserkrankung: Infolge einer Entzündung verengen sich die Atemwege und gleichzeitig wird die Schleimproduktion angeregt. Typische Asthma-Symptome sind daher Atemnot und Hustenanfälle. Heilbar ist Asthma nicht. Ziel der Behandlung von Asthma ist es, die Häufigkeit und die Stärke der Anfälle zu reduzieren.
Das thereapeutische Potenzial von medizinischem Cannabis bei Atemwegserkrankungen wird seit den 1970er Jahren untersucht. Das Rauchen von medizinischen Cannabisblüten empfiehlt sich für Asthmatiker nicht. Für eine medizinische Cannabis-Behandlung von Asthma kommen Verdampfen / Inhalieren mit einem Vaporizier und eine orale Einnahme von zum Beispiel Tropfen oder Kapseln infrage.
Die Forschung zum Thema medizinisches Cannabis bei Asthma hat bisher unter anderem ergeben, dass die bronchienerweiternde Wirkung von THC zwar schwächer ist als bei Isoproterenol, dafür aber länger anhält. Und dass CBD ein potenzielles Medikament zur Modulation der Entzündungsreaktion bei Asthma sein könnte.
Medizinisches Cannabis gegen Bluthochdruck
Bluthochdruck (Hypertonie) ist eine weit verbreitete Erkrankung. Kennzeichnend ist ein dauerhaft hoher Druck in den Gefäßen. 2021 wurde eine Studie veröffentlicht, die sich dem Einsatz von medizinischem Cannabis bei Bluthochdruck speziell mit dem Augenmerk auf Patienten im Alter von über 60 Jahren widmet.
Die Probanden wurden mittels ambulanter 24-Stunden-Blutdrucküberwachung, EKG, Bluttests und Körpermessungen untersucht. Dies erfolgte sowohl vor als auch drei Monate nach Beginn der Cannabis-Therapie. Eingenommen wurde das medizinische Cannabis entweder oral in Form von Cannabisextrakt oder durch Rauchen von Cannabisblüten. Die Forscher stellten eine signifikante Senkung der systolischen und diastolischen 24-Stunden-Blutdruckwerte fest. Der niedrigste Punkt trat drei Stunden nach dem Konsum von Cannabis auf. Es zeigten sich sowohl tagsüber als auch nachts Blutdrucksenkungen, wobei die Veränderungen in der Nacht deutlicher waren.
Medizinisches Cannabis könnte also für Patienten, die unter Bluthochdruck leiden, eine Alternative zu bisher verwendeten Medikamenten zur Senkung des Blutdrucks darstellen.
Medizinisches Cannabis bei Darmerkrankungen
Cannabis wird seit Jahrtausenden gegen Darmerkrankungen eingesetzt. Eine Mehrheit von amerikanischen Colitis ulcerosa- und Morbus Crohn-Patienten hat in einer Befragung angegeben, dass medizinisches Cannabis Bauchschmerzen, Bauchkrämpfe, Übelkeit und Durchfall gelindert hat.
Der wahrscheinliche Grund für die positive Wirkung: Im gesamten Verdauungstrakt gibt es viele Cannabinoid-Rezeptoren. Diese könnten durch THC und CBD aktiviert werden und entzündungshemmend wirken. Vor allem die CB1-Rezeptoren könnten eine wichtige Rolle spielen.
Medizinisches Cannabis bei Demenz und Alzheimer
Neuen Erkenntnissen zufolge soll Cannabis auch Einfluss auf den Alterungsprozess im Gehirn haben. Dabei haben die unterschiedlichen in der Medizinalhanfpflanze enthaltenen Cannabinoide unterschiedliche Effekte auf die Funktionen des Gehirns. Bei Mäusen haben Wissenschaftler Alterungsprozesse im Gehirn mittels Cannabis bereits umkehren können. Dies lässt auch Demenz- und Alzheimer-Patienten hoffen.
Medizinisches Cannabis gegen Depression
90 Prozent der etwa 15.000 Deutschen, die sich jährlich das Leben nehmen, litten unter einer psychischen Erkrankung. Die Hälfte von ihnen an Depressionen. Joints als Medizin gegen Schwermut könnten also Leben retten. Doch so einfach ist es nicht.
Medizinisches Cannabis gegen Depression kann zwar kurzfristig die Stimmung aufhellen, aber wohl nicht dauerhaft. Das ist das Ergebnis einer Studie der Universität von New Mexico mit 1.819 Probanden.
Medizinisches Cannabis bei Diabetes
Der Nutzen von medizinischem Cannabis in Bezug auf Diabetes wird weiter erforscht. Fest steht: Diabetes ist eine entzündliche Erkrankung und CBD hat entzündungshemmende Eigenschaften. Immerhin hat der Wirkstoff bereits erste vielversprechnde Ergebnisse bei der Verringerung der Insulinresistenz und der Senkung des Blutzuckers bei Diabetes Typ 2 gezeigt.
Allerdings entwickeln Menschen, die an Diabetes Typ 1 leiden, ein doppelt so hohes Risiko für gefährliche Komplikationen, wenn sie regelmäßig Cannabis konsumieren.
Medizinisches Cannabis bei Epilepsie
Eine Reihe von vielversprechenden Berichten über die positive Wirkung von medizinischem Cannabis hat Forscher hellhörig gemacht. Besonders bei Dravet- und Lennox-Gastaut-Syndromen gibt es gute Ergebnisse.
Schwierig ist bislang noch die Entwicklung einer geeigneten Rezeptur für Arzneimittel, die oral eingenommen werden. Darüber hinaus könnte es Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln geben.
Die Ergebnisse von Studien über die Wirksamkeit von medizinischem Cannabis bei fokalen Epilepsien stehen noch aus.
Medizinisches Cannabis gegen Herzinsuffizienz
Eine Herzinsuffizienz (Herzschwäche) führt dazu, dass das Herz nicht mehr in der Lage ist, den Körper ausreichend mit Blut und dem darin enthaltenen lebenswichtigen Sauerstoff zu versorgen. Kardiologen warnen, dass der Konsum von Marihuana oder Haschisch Gefahren für Herz-Kreislauf-Kranke birgt. Auch der routinemäßige Konsum von medizinischem Cannabis birgt nach aktueller Datenlage [Stand 8/22] wahrscheinlich mehr kardiovaskuläre Nachteile als Vorteile. Das bedeutet aber nicht, dass medizinisches Cannabis bei Herzinsuffizienz gar keine Vorteile mit sich bringt. Im Einzelfall kann die Verschreibung von Medizinalcannabis deshalb dennoch angemessen sein.
Beispielsweise können Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz auch Appetitlosigkeit und / oder Gewichtsverlust, Muskelschwund sowie Herzkachexie entwickeln. Es gibt einzelne Fallberichte, in denen Patienten mit Herzinsuffizienz unter anderem bestätigen, dass Cannabis gegen Übelkeit hilft und appetitfördernd wirkt. Es liegen allerdings keine wissenschaftlich gesicherten Daten vor, die darauf hindeuten, dass Medizinalcannabis direkt bei Symptomen einer Herzinsuffizienz hilft.
Medizinisches Cannabis bei Kopfschmerzen
Forscher um die Psychologin Dr. Carrie Cuttler von der Washington State University in Pullman haben in einer Studie die Wirkung von Cannabinoiden auf die Symptomschwere verschiedener Kopfschmerzen untersucht. Für ihre Analysen nutzten sie Daten der medizinischen App „Strainprint“. Das Ergebnis: Medizinisches Cannabis kann die Schwere von Kopfschmerzen und Migräne nahezu halbieren. Wichtig: Frauen und Männer profitieren unterschiedlich von medizinischem Cannabis. Zudem hängt der Effekt von der Darreichungsform ab.
Die Anwendung von medizinischen Cannabisblüten verbesserte bei neun von zehn Kopfschmerz-Patienten die Symptome. Die Quote von Patienten mit Migräne lag mit rund 88 % nur knapp darunter. Mit der Zeit schienen sich die Probanden mit Kopfschmerzen an die Wirkung von Cannabisblüten zu gewöhnen und benötigten höhere Dosen. Bei Probanden mit Migräne blieb die Wirkung annähernd konstant. Insgesamt zeigten medizinische Cannabis-Konzentrate etwas bessere Effekte als Blüten. Die Forscher gehen davon aus, dass dabei weniger die Mengen an Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) entscheidend waren, sondern andere Cannabinoide und Inhaltsstoffe eine Rolle spielten.
Medizinisches Cannabis bei Krebs
Wenn ganz allgemein davon gesprochen wird, Cannabis gegen Krebs einzusetzen, kann Verschiedenes damit gemeint sein. Zumeist wird von einer Cannabis-Schmerztherapie die Rede sein. Alternative Krebsbehandlungsmethoden durch die Cannabispflanze dürfen sich Betroffene aktuell noch nicht erhoffen. Zwar wurden bereits erfolgreich Studien durchgeführt, bei denen das Wachstum bestimmter Tumoren mittels CBD (Cannabidiol) gehemmt wurde, aber es handelte sich dabei lediglich um Zellexperimente. Ob medizinisches Cannabis als alternative Krebsbehandlung statt oder zusätzlich zu Krebs-Operationen, Strahlentherapie, Chemotherapie & Co. wirklich eines Tages eingesetzt werden kann, ist noch nicht absehbar.
Wenn in sozialen Medien oder Publikumsmedien zu lesen ist, dass medizinische Cannabisblüten und Cannabisöl gegen Krebs helfen, geht es zumeist darum, medizinisches Cannabis gegen Krebs-Symptome oder Nebenwirkungen der herkömmlichen Krebs-Therapien einzusetzen. Auch der Arzt und Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin, Dr. med. Franjo Grotenhermen, weist in einem Interview zum Nutzen von Cannabis bei Krebserkrankungen (Deutsche Zeitschrift für Onkologie, Georg Thieme Verlag) darauf hin, dass eine differenzierte Betrachtungsweise wichtig ist:
„Man muss zwischen der symptomatischen Therapie von Appetitlosigkeit, Übelkeit, Schmerzen und Depressionen einerseits und krebshemmenden Eigenschaften von Cannabinoiden andererseits differenzieren. Die palliative Therapie von Krebserkrankungen mit cannabisbasierten Medikamenten ist aufgrund der klinischen Datenlage weitgehend akzeptiert. Anders sieht es mit dem Stellenwert von Cannabis zur Krebshemmung aus.“
Wesentlicher Baustein der Palliativtherapie bei Krebs-Patienten ist die Schmerztherapie. Was ist eine Schmerztherapie? Unter diesem Begriff werden alle therapeutischen Maßnahmen zusammengefasst, die zu einer Reduktion von Schmerz führen. Der Ablauf einer Schmerztherapie wird stets individuell auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt, indem verschiedene Maßnahmen indikationsabhängig kombiniert werden. Je nach Krankheitsbild kombiniert man die nicht-medikamentöse Schmerztherapie mit einer medikamentösen Schmerztherapie.
Dass in der modernen Schmerztherapie Cannabis eine immer wichtigere Rolle spielt, ist unbestritten. Dabei steht anders als bei Freizeitkonsumenten nicht der Rausch, sondern die gezielte Schmerzreduktion beispielsweise durch spezielle medizinische Cannabisblüten-Sorten im Vordergrund. Mehr über medizinische Cannabis-Sorten erfahren Sie in dem Ratgeber „Cannabissorten: Gattungen und Kultivare“. Mehr Informationen darüber, wodurch medizinisches Cannabisöl Wirkung in der Schmerztherapie zeigt, erfahren Sie unter anderem in dem Ratgeber „Dronabinol: THC-Wirkstoff als Chance“. Wer sich für eine Cannabisöl-Schmerztherapie mit dem Wirkstoff CBD interessiert, sollte den Ratgeber „CBD Cannabidiol als Medizin“ lesen.
Medizinisches Cannabis gegen Migräne
Migräne ist eine neurologische Krankheit. Migräneanfälle treten in unregelmäßigen Zeitabständen auf. Circa 10 % der Deutschen sollen an Migräne leiden. Heilbar ist Migräne nicht.
Bisher gibt es kaum klinische Studien, die eine eindeutige Evidenz für eine Therapie mit medizinischem Cannabis bei Migräne belegen. Italienische Forscher stellten in einer 2017 veröffentlichten Studie immerhin fest, dass sich die Häufigkeit der Migräne-Attacken unter der Behandlung mit Medizinalcannabis um mehr als 40 % verringerte und dass die Cannabinoide THC und CBD die Schmerzintensität um mehr als 43 % senkte.
Eine 2019 veröffentlichte Studie zur Migräne-Behandlung mit Cannabis zeigte, dass inhalierter Cannabis die Schwere von Migräne um rund 50 Prozent reduziert. Dabei ging die Verwendung von Konzentraten mit einem stärkeren Rückgang der Migräne einher als die Verwendung von Cannabisblüten und Männer berichteten über einen stärkeren Rückgang der Kopfschmerzen als Frauen.
Medizinisches Cannabis gegen Niereninsuffizienz
Bei Patienten mit einer Niereninsuffizienz (Nierenschwäche, Nierenversagen) sind die Nieren nur eingeschränkt oder gar nicht mehr fähig, harnpflichtige Substanzen auszuscheiden. Die Gabe von medizinischem Cannabis bei Niereninsuffizienz zielt auf eine Linderung der Symptome ab. Es gibt Studien, die darauf hindeuten, dass Medizinalcannabis bei einer chronischen Nierenkrankheit eine sichere Alternative zu den üblichen entzündungshemmenden Pharmaka und Opioiden sein kann. Die Symptome bei Niereninsuffizienz reichen von Übelkeit über Magersucht bis hin zu chronischen Schmerzen und Schlaflosigkeit.
Grundsätzlich empfiehlt die Kassenärztliche Bundesvereinigung eine niedrigere Startdosis von Cannabis-haltigen Arzneimitteln bei Patienten mit Leber- oder Niereninsuffizienz und bei älteren Patienten.
Medizinisches Cannabis bei Parkinson
Parkinson ist die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung nach Alzheimer. Typische Parkinson-Symptome sind zittrige Hände, steife Muskeln und verlangsamte Bewegungen. Neben diesen motorischen Störungen treten nichtmotorische Parkinson-Symptome (NMS), also neurologische Symptome bei Parkinson auf. Das können Verdauungsbeschwerden, Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen, Wahrnehmungsstörungen, Angstzustände und kognitive Ausfälle sein.
Eine Pilotstudie zur Wirkung von medizinischem Cannabis bei Parkinson hat gezeigt, dass das synthetische THC-Medikament Nabilon NMS bei Patienten mit Parkinson zu lindern scheint. Die NMS der Studienteilnehmer, zum Beispiel Schlafstörungen und Angstzustände, besserten sich in der ersten Studienphase durch die Zufuhr des Cannabinoids deutlich. Sogar bei den motorischen Störungen war eine leichte Besserung zu erkennen. Im zweiten Teil der Studie zeigte sich, dass bei Teilnehmern, die weiterhin medizinisches Cannabis erhielten, die positiven Effekte von Bestand waren. Der Zustand der Teilnehmer, die ein Placebo erhielten, verschlechterte sich hingegen wieder.
Insgesamte war bei den Parkinson-Probanden bereits eine relativ geringe Dosis medizinisches Cannabis ausreichend. Die Nebenwirkungen, zum Beispiel leichter Schwindel und Müdigkeit, hielten sich dementsprechend in Grenzen.
Medizinisches Cannabis gegen Restless-Legs-Syndrom (RLS)
Das Restless-Legs-Syndrom (kurz RLS, zu deutsch auch Syndrom der unruhigen Beine) ist eine häufige Erkrankung des Nervensystems, bei der es zu Bewegungsunruhe und Missempfindungen in den Beinen kommt. Die Beschwerden treten überwiegend am Abend sowie in der Nacht auf und bessern sich bei Bewegung.
In Fällen, in denen das RLS Folge einer bekannten Erkrankung ist, kann die Behandlung der ursächlichen Krankheit zum Nachlassen der RLS-Beschwerden führen. Zumeist zielen RLS-Behandlungen jedoch allein auf die Symptombehandlung ab. Da man weiß, dass Cannabis und Präparate auf Basis der Cannabispflanze direkten Einfluss auf die menschliche Nervenaktivität haben, könnte eine medizinische Marihuana- beziehungsweise medizinisches Cannabis-Therapie eine Option sein, Beschwerden von Patienten zu lindern und so ihre Lebensqualität zu verbessern.
Für den Nutzen von medizinischem Cannabis-Konsum bei RLS besteht derzeit jedoch noch keine Evidenz, so ein wissenschaftliches Review aus dem Jahr 2021. Hinsichtlich herkömmlicher Behandlungsmethoden bei Restless-Legs-Syndrom stellten die Autoren fest: „Normalerweise sprechen die Symptome gut auf Dopaminagonisten (DA), Antikonvulsiva oder Opiate an, die entweder allein oder in beliebiger Kombination verwendet werden, aber dennoch bleibt eine Untergruppe von Patienten therapieresistent und es können schwerwiegende Nebenwirkungen wie Augmentation und Impulskontrollstörung auftreten bei Patienten mit RLS unter DA.“ Die Studien-Autoren kamen zu dem Schluss, dass überzeugende Behandlungsalternativen fehlen, wiesen aber auch auf bekannte Einzelfall-Berichte hin, bei denen „von Patienten spontan über eine bemerkenswerte und vollständige Remission der RLS-Symptome nach Cannabis-Konsum berichtet“ wurde.
So stellt eine Veröffentlichung aus 2017 sechs RLS-Patienten vor, von denen fünf gelegentlich Cannabis als Marihuana-Joint rauchten, einer nahm Cannabidiol sublingual ein. Alle sechs litten an einem schwerem, therapierefraktärem RLS und beschrieben Cannabis als das bislang wirksamste und am besten vertragene Mittel.
Medizinisches Cannabis bei Rheuma
Viele Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen leiden unter anhaltenden Schmerzen. Dass Cannabis bei verschiedenen Krankheitsbildern die medizinische Wirksamkeit hat, Schmerzen zu lindern und Entzündungen zu hemmen, zeigen diverse Studien der vergangenen Jahre. Speziell in Bezug auf Rheuma ist die Datenlage zum Nutzen von medizinischem Cannabis gegen Schmerzen allerdings sehr spärlich. Und vorhandene Studienreviews sind von überwiegend geringer Qualität.
Da Reviews von Ärzten gern als Entscheidungshilfe herangezogen werden, zeigen sich viele Rheumatologen angesichts dieser Datenlage zurückhaltend hinsichtlich der Verschreibung von medizinischem Cannabis bei Rheuma. Aber gerade bei Patienten, die als austherapiert gelten, sollten Ärzte eine Behandlung mit Cannabinoiden dennoch in Erwägung ziehen und nicht prinzipiell ausschließen. Die Verordnung von Cannabis bei Rheuma im Rahmen eines individuellen Heilversuchs kann im Einzelfall sehr lohnenswert sein.
Medizinisches Cannabis gegen Rückenschmerzen
Rückenschmerzen sind nicht gleich Rückenschmerzen. Unterschieden wird zwischen nicht-spezifischen Beschwerden wie Verspannungen sowie spezifischen Rückenschmerzen wie zum Beispiel Bandscheibenvorfälle. Ebenfalls ist eine Unterteilung in akute, subakute und chronische Rückenschmerzen sowie eine Bewertung der Ausprägung von „kaum spürbar“ bis „unerträglich“ üblich. Dass medizinisches Cannabis Rückenschmerzen lindern kann, gibt vor allem Betroffenen mit chronischen Rückenschmerzen Hoffnung darauf, ein Stück Lebensqualität zurück zu gewinnen.
Über die Einwirkung auf das menschliche Endocannabinoidsystem eröffnet medizinisches Cannabis neue Perspektiven für die Therapie chronischer Rückenschmerzen unterschiedlichen Ursprungs. Speziell Patienten, bei denen eine klassische Analgetika-Therapie fehlgeschlagen ist oder nicht ausreichend anschlägt, kann medizinisches Cannabis eine Alternative sein. Auch die Möglichkeit, durch die Verschreibung von medizinischem Cannabis ggf. auf die Gabe von Opiaten bei Rückenschmerzen verzichten zu können, ist ein signifikanter Vorteil. Denn Cannabinoide zeichnen sich durch ein günstiges Sicherheitsprofil aus. Das macht medizinisches Cannabis nicht nur bei Rückenschmerzen zu einer vergleichsweise nebenwirkungsarmen Alternative in der Schmerzmedizin.
Medizinisches Cannabis bei Schizophrenie
Bei der Schizophrenie liegt das Hauptaugenmerk auf dem Wirkstoff CBD. Auf dem Markt – u. a. in CBD-Apotheken – ist CBD erhältlich als CBD-Öl (oder Cannabisöl CBD), CBD-Salbe, CBD-Spray, CBD-Kapseln, CBD-Tinkturen, CBD-Creme, CBD-Paste, CBD-Liquid, CBD-Blüten, CBD-Kristalle. CBD-Öle sind besonders gut zu dosieren. Beim CBD-Kauf wird grundsätzlich kein CBD-Rezept gebraucht.
Erste Daten sind vielversprechend. Die CBD-Wirkung scheint bei akuter Schizophrenie vergleichbar mit der des Neuroleptikums Amisulprid. Die CBD-Nebenwirkungen sind im Vergleich zu Amisulprid zu vernachlässigen.
Der Dauerkonsum von THC-haltigem medizinischem Cannabis ist dagegen eher ein Risikofaktor für Schizophrenie. Reines CBD hat nach aktuellem Forschungs-Stand keine psychedelische Wirkung.
Medizinisches Cannabis gegen Schmerzen
Relativ sicher ist, dass THC bei neuropathischen Schmerzen Linderung verschafft. Neuropathische Schmerzen entstehen durch Schädigungen oder Erkrankungen des Nervensystems. Im Unterschied zu allen anderen Schmerzen (nozizeptiv), bei denen die Nervenbahnen nur als Übermittler der Schmerzen fungieren, ist bei neuropathischen Schmerzen also das Nervensystem selbst der Schmerzverursacher.
Dronabinol (aus der Cannabis-Pflanze gewonnenes THC) kann die Übertragung dieser Schmerzreize hemmen. Schmerzpatienten erleben objektiv und subjektiv eine Verbesserung der Lebensqualität.
Medizinisches Cannabis bei Spastiken
30 Prozent der Menschen, die unter Spastizität (meistens in Folge von Multipler Sklerose oder Paraplegie) leiden, berichten in wissenschaftlichen Studien von einer Linderung der Symptome. Von einer als positiv empfundenen allgemeinen Veränderung berichtet die Hälfte der Teilnehmern.
Bei den Patienten, die zum Vergleich mit Placebos behandelt wurden, fühlten sich nur 35 Prozent besser. Möglicherweise ist es aber auch „nur“ der euphorisierende oder sedierende Effekt von medizinischem Cannabis.
Medizinisches Cannabis bei Tourette-Syndrom
Tourette, die unkontrollierte Kontraktion einzelner Muskeln oder Muskelgruppen (Tics) ist nicht heilbar. Seit Jahren wird deswegen untersucht, ob THC und CBD die Beschwerden lindern können. Immer mehr Betroffene bekommen deswegen medizinisches Cannabis.
Tatsächlich berichten viele Tourette-Patienten von einer gewissen Linderung. Eine aktuelle Studie der britischen Universität in Aberdeen zeigte jetzt, dass auch bei jungen Betroffenen die pharmakologische Wirkung von Tetrahydrocannabinol periphere, aber nicht zentrale motorische Tics wirksam umkehren kann.
Cannabis-Fakten und Cannabis-Infos
Cannabis gehört zur Gruppe der Hanfgewächse (Cannabaceae) und ist eine der ältesten bekannten Nutz- und Kulturpflanzen der Menschheit. In der Natur können die einjährigen Pflanzen bis zu fünf Meter hoch werden. Sie sind anspruchslos, was den Boden betrifft, und können problemlos auch indoor in Töpfen gezüchtet werden.
Nach dem Keimen beginnt mit dem Wachsen der ersten Blätter die je nach Art etwa vier- bis achtwöchige Vegetationsphase. In dieser Zeit benötigt die Cannabis-Pflanze für optimale Ergebnisse pro Tag etwa 18 Stunden Licht und sechs Stunden Dunkelheit.
Cannabis-Herkunft
In China wurde Hanf (lat. Cannabis) schon im frühen 3. Jahrtausend v. Chr. angebaut, um aus den Fasern Kleidung und Seile herzustellen. Auch als Naturheilmittel wurde die Hanfpflanze schon damals genutzt.
Cannabis-Geschichte
Als Rauschmittel und Droge wurde Gras in Europa im 19. Jahrhundert bekannt und schon damals in der Schmerztherapie eingesetzt. 1929 wurden Konsum, Besitz und Handel von Cannabis gesetzlich verboten. Trotzdem ist Cannabis in Deutschland seit den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts nach Alkohol das am häufigsten konsumierte Rauschmittel.
Cannabis-Konsumenten rauchen entweder die getrockneten Blüten der weiblichen Pflanze (Marihuana) oder das aus dem Harz der Blütenstände gewonnene Haschisch (Dope, Shit, Piece). Seltener ist Haschischöl, ein Extrakt des Cannabis-Harzes. Seit einigen Jahren interessiert man sich wieder mehr für die medizinische Cannabis-Wirkung.
Wie wirkt Cannabis?
Die Wirkung von Cannabis ist abhängig von der Zusammensetzung der enthaltenen Cannabinoide. Von denen sind mehr als 85 verschiedene mit sehr unterschiedlichen Wirkspektren bekannt. Was ist THC? Neben CBD eines der beiden wichtigsten Cannabinoide.
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Medizinisches Cannabis: Die wichtigsten Cannabinoide
Tetrahydrocannabinol (THC)
THC wirkt u. a. antiemetisch (Brechreiz-unterdrückend), relaxierend und sedierend. Man weiß heute, dass durch Decarboxylierung THC mit seiner psychoaktiven Wirkung aus der sauren Form THCa entsteht.
Cannabidiol (CBD)
CBD hat u. a. eine anti-psychotische, anxiolytsche (angstlösende), anti-inflammatorische (entzündungshemmende) und spasmolytische (krampflösende) Wirkung. Die CBD-Bedeutung für die Medizin hat in den vergangenen Jahren rasant zugenommen.
Rezeptoren und Wirkungsspektrum
Der menschliche Körper hat Rezeptoren für endogene (körpereigene) Cannabinoide, die sogenannten Cannabisrezeptoren (z. B. CB1 oder auch CB1 Crew). Diese Rezeptoren halten das Nervensystem im Gleichgewicht. Sie kommen dann zum Einsatz, wenn es ein Problem gibt. Gibt es kein Problem, werden sie auch nicht aktiviert.
Diese Rezeptoren sind u. a. verantwortlich für:
- Bewegung
- Gedächtnis
- Zeit- und Sinneswahrnehmung
- Stimmung
- Koordination
- Konzentration
- Appetit
THC dockt ebenfalls an diese Rezeptoren an – daher das Potenzial als Nervenschmerzen-Medikament – und aktiviert die CB1 Crew, obwohl eigentlich alles im Lot ist. Das sorgt für Verwirrung im Nervensystem, Informationen werden umverteilt. Die Wirkung von Cannabinoiden ist individuell unterschiedlich und hängt zudem von der Verträglichkeit jedes Einzelnen ab. Auch die äußeren Umstände spielen eine wichtige Rolle.
Positive Wirkungen sind u. a.:
- gesteigertes Wohlbefinden
- erhöhte Sensibilität
- intensivierte Wahrnehmung
- Euphorie
- Empathie
- Kreativität
Negative Wirkungen sind u. a.:
- Benommenheit
- Herzrasen
- Schwindel
- Kreislaufkollaps
- Appetitsteigerung
- Übelkeit
- koordinative und motorische Einschränkungen
- Panik- und Angstzustände
- Halluzinationen
- Erinnerungslücken
- gefühlte Ausgrenzung und Einsamkeit
Entscheidenden Einfluss auf die Wirkung hat auch die Sorte des konsumierten Marihuanas.
Welche Cannabissorten gibt es?
Marihuana, Weed, Hanf, Cannabis – alles Synonyme für die uralte Kulturpflanze. Die Wissenschaft unterscheidet bei medizinischen Cannabissorten zwischen den Marihuana-Sorten Sativa und Indica sowie Kreuzzüchtungen (Hybriden). Cannabis Sativa (Gewöhnlicher Hanf) ist dabei die bekannteste Hanfsorte oder Weedsorte – zu der auch alle Haze-Sorten zählen –, kann aber problemlos mit dem kleinwüchsigeren Cannabis Indica (Indischer Hanf) zu Cannabis-Hybriden gekreuzt werden.
Die wichtigsten Unterschiede zwischen Sativa und Indica sind THC- / CBD-Gehalt und Art der Wirkung. Die beste Haze-Sorte auf der Liste oder allgemein die stärkste Grassorte ist nicht zwingend medizinisch indiziert die erste Wahl. Haze ist eine legendäre Sativa-Cannabissorte, bekannt für ihre lang anhaltende, energievolle Wirkung und ihr markantes, würzig-süßes Aroma. Pure Haze, oft als Original-Haze bezeichnet, ist eine reine Form dieser Sorte, die für ihre potente Wirkung und ihren intensiven Geschmack geschätzt wird, ideal für Sativa-Liebhaber.
Cannabis leaves
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Cannabis Sativa
Die markanten Finger des symbolisierten Marihuana-Blatts – Vorbild sind die Blätter der Sativa-Pflanze. Die bekannteste Grassorte zeichnet sich durch lange Vegetationsperioden und hohe Erträge aus. Sativa Weed hat weniger Blüten, die aber beeindruckende Größen erreichen können.
Der Gehalt des psychoaktiven Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) ist bei Sativa-Gras in der Regel höher als bei Indica-Sorten. Der CBD-Gehalt ist bei medizinischem Sativa-Hanf dagegen kleiner.
Die Wirkung von Cannabis Sativa wird oft als „zerebraler und energiegeladener Rausch“ beschrieben. Er kann kreative Ideen fördern – oder Lachanfälle auslösen. Gegen Probleme beim Schlafen sind Sativa dagegen weniger wirkungsvoll.
Zu den wichtigsten Anwendungsgebieten gehören:
- Wachsamkeit und Konzentration fördern
- Übelkeit reduzieren
- Appetit fördern
- Wohlbefinden erhöhen
Unter Namen wie z. B. „Cannabis Sativa Seed Oil“, „Cannabis Sativa Globuli“, „Cannabis Sativa Vodka“ oder „Sativa CBD“ werden im Online- und stationären Fachhandel zwar Produkte auf dem Markt angeboten, die mit Cannabis und Sativa werben, aber mit medizinischem Cannabis nicht verwechselt werden dürfen. Derartige CBD- oder Sativa-Produkte enthalten kein THC. Tetrahydrocannabinol fällt unter das Betäubungsmittelgesetz (BTM) und muss vom Arzt verschrieben werden. Spezielle Cannabis-Ärzte sind dafür nicht vonnöten, denn jeder Arzt ist praktisch Cannabis-Arzt und darf Cannabis-Medizin verschreiben (außer Zahnarzt und Tierarzt).
Wer mit Sativa-Saatgut und einem Blumentopf den Weg zum Doc sparen für seine eigene „alternative Heilmethode“ sorgen will, begibt sich nicht nur juristisch auf sehr dünnes Eis. Sativa-Samen dürfen zwar frei verkauft werden, doch was daraus wächst, ist kein medizinisches Cannabis.
Sativa-lastige Kultivare
Sativa-Kultivare im Sinne von reinem Sativa sind eher selten. Die meisten Kultivare können als sativalastig beschrieben werden, da sie oft auch Anteile aufweisen, die typisch für Indica sind, wenngleich in geringerem Maß.
Cannabis Indica
Indica-Gras ist dicht verzweigt, hat eine kompaktere Struktur als die Sativa-Sorten und das Indica-Blatt ist deutlich breiter und dunkler. Die Pflanzen erreichen eine Höhe von etwa 120 Zentimeter. Indica-Sorten wachsen und reifen langsamer als Sativa.
Indischer Hanf, zu dem auch Kush-Sorten zählen, ist wie alle Weed-Sorten fast immer „zweihäusig“. Das bedeutet männliche und die begehrten weiblichen Blüten wachsen auf verschiedenen Pflanzen. Das Geschlecht oder seltene Cannabis-Zwitter können erst kurz vor der Blüte erkannt werden. Dass die Indica-Wirkung sich von der Sativa-Wirkung unterscheidet, liegt maßgeblich daran, dass Indica-Sorten oft einen geringeren Anteil von THC (zwischen 7 und 23 Prozent) und dafür mehr CBD (bis zu 19 Prozent) enthalten. Der hohe Cannabidiol-Anteil schwächt die Wirkung des aufputschenden, psychoaktiven THC. Die Wirkung der Blüten der Cannabis Indica-Sorten oder -Strains ist im Unterschied zum Cannabis Sativa deswegen eher sedierend und beruhigend. Der Effekt ist körperbetonter und weniger bewusstseinserweiternd. Gleichzeitig sorgt der hohe CBD-Anteil für eine länger anhaltende Wirkung des Gesamteffekts. Medizinischer Indica-Hanf eignet sich deswegen besonders gut zur Schlafförderung.
Weitere Einsatzgebiete der Indica Flower:
- Stress (auch stressbedingte Kopfschmerzen)
- Steifheit durch Rheuma oder Arthritis
- Schmerzen (z. B. Rückenschmerzen)
- Appetitlosigkeit
- Muskelspasmen
- Tremor-Symptome
- Multiple Sklerose
- Parkinson
Durch Hybrid-Züchtungen mit Sativa-Sorten können sowohl THC-Gehalt als auch CBD-Gehalt von Cannabispflanzen medizinischen Bedürfnissen angepasst werden. Merkmale der Indica-Wirkung werden so gezielt mit denen der Sativa-Wirkung kombiniert. Zu den bekanntesten Cannabis-Hybriden aus Sativa und Indica gehören neben allen Haze-Sorten Züchtungen wie Super Silver Haze und Shiva Skunk.
Hanfblatt
Das Hanfblatt, das ikonische Symbol der Cannabis-Pflanze, ist weit mehr als nur ein kulturelles Emblem. Es zeichnet sich durch seine gezackten Blattränder aus, die bei den meisten Cannabis-Sorten zwischen fünf und sieben Fingerblätter aufweisen. Jenseits seiner charakteristischen Form ist das Hanfblatt reich an Chlorophyll und anderen lebenswichtigen Phytochemikalien, die für die Photosynthese der Pflanze unerlässlich sind. Es enthält auch Terpene und Flavonoide, die zur gesamten therapeutischen Wirkung und dem Aroma der Pflanze beitragen. In der Industrie wird das Hanfblatt oft in Bildungs- und Marketingmaterialien verwendet, um Aufmerksamkeit für Cannabisprodukte und deren vielfältige Verwendungen zu gewinnen.
Terpene in Marihuana
Terpene sind sekundäre Cannabis-Inhaltsstoffe, die einerseits für den Geruch und den Geschmack von Pflanzen verantwortlich sind. Für die Pflanzen sind sie wichtig, um hierdurch natürliche Feinde wie Pilze und Bakterien abzuwehren. Ebenfalls sollen sie bestäubende Insekten anlocken. Terpene werden seit Jahrhunderten extrahiert, um daraus u. a. ätherische Öle herzustellen.
Das Terpene-Profil einer Cannabis-Sorte macht ihren Geschmack aus.
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Jede Cannabis-Sorte hat ein eigenes Terpene-Profil und Cannabis-Studien zeigen, dass diese Inhaltsstoffe zum sogenannten „Entourage-Effekt“ beitragen. Bedeutet: Es gibt interaktive Synergie-Effekte zwischen den einzelnen Bestandteilen der Cannabis-Blüten. Möglicherweise verbessern Terpene die therapeutische Wirkung der Cannabinoide, indem sie die nachteiligen Auswirkungen des THC abmildern.
Das bedeutet auch, dass die unterschiedliche Wirkung der verschiedenen Cannabis-Sorten nicht nur auf den unterschiedlichen Gehalt an Cannabinoiden, sondern auch im direkten Zusammenhang mit der Terpene-Zusammensetzung steht.
Alpha-Pinen
- Kieferngeruch
- wirkt gegen Asthma, Schmerzen, Geschwüre und Angstzustände
- Verdampfungsgrad 155 °C
Myrcen
- erdig
- moschusartig; erinnert an Nelken oder Kardamom
- wirkt entspannend und beruhigend
- Verdampfungsgrad 167 °C
Limonen
- frisches Zitrusaroma
- hilft bei Angstzuständen, Depressionen, Schmerzen und Entzündungen
- Verdampfungsgrad 176 °C
Beta-Caryophyllen
holzig, würzig
Anwendung bei Depressionen, Schmerzen, Angstzuständen und Geschwüren
Verdampfungsgrad 130 °C
Linalool
blumig (Lavendel)
wird zur Sedierung und Stimmungsverbesserung eingesetzt; außerdem bei Schlaflosigkeit / Schlafstörungen, neurodegenerativen Krankheiten und Entzündungen
Verdampfungsgrad 198 °C
Humulen
hopfenartiger Geruch
wirkt entzündungshemmend
Verdampfungsgrad 167 °C
Ocimene
süßlich mit Kräuter-Aroma (Minze, Petersilie); wirkt antibiotisch und abschwellend
Verdampfungsgrad 100 °C
Alpha-Terpineol
blumiger, Kräuter-artiger Duft (Flieder, Muskatnuss); wirkt beruhigend und antibakteriell
Verdampfungsgrad 186 °C
Camphen
Geruch nach feuchter Erde, Tannennadeln
hilft bei bakteriellen und Pilz-Infektionen1
Verdampfungsgrad 59 °C
Cineol
Eukalyptusöl, besteht bis zu 90 Prozent daraus;
wirkt beruhigend
Verdampfungsgrad 76 °C
Geraniol
süßer Rosenduft; in vielen Parfums enthalten;
entspannungsfördernd
Verdampfungsgrad 230 °C
Bisabolol
süßlich, blumig; Hauptbestandteil von Öl, das aus Kamille hergestellt wird;
hautheilende Eigenschaften
Verdampfungsgrad 153 °C
Flavonoiden kommt ebenfalls eine wichtige Bedeutung zu
Den Flavonoiden als Erster auf die Spur gekommen ist in den 1930er Jahren der Nobelpreisträger Albert Szent-Györgyi. Er gab den Flavonoiden zunächst den Namen „Vitamin P“. Aber was sind Flavonoide? Oder genauer: Was sind Bioflavonoide?
Das Flavonoide-Profil einer Cannabis-Sorte ist mitverantwortlich für das Aroma.
©iStock / marilyna
Hinter den Flavonoiden, auch Bioflavonoide genannt, verbergen sich etwa 8.000 verschiedene Substanzen, die eine gemeinsame Grundstruktur haben und alle als sekundäre Pflanzenstoffe eingestuft sind. Sie gehören zu der Gruppe der Polyphenole; zu deren Mitgliedern zählen neben den Flavonoiden auch beispielsweise die Phenolsäure. Bei den Flavonoiden sind auch Untergruppen wie beispielsweise Neoflavonoide bekannt.
Flavonoiden kommt in Pflanzen eine Vielzahl von Funktionen zu. Sie bilden unter anderem die wichtigste Gruppe unter den Blütenfarbstoffen. Auch medizinisches Cannabis enthält Flavonoide. Bei der Cannabispflanze sind Flavonoide – neben anderen Inhaltsstoffen – für Geruch, Farbe und Geschmack verantwortlich.
Die Aufnahme von Flavonoiden in den menschlichen Körper erfolgt in erster Linie über die alltägliche Nahrungsaufnahme. Wo sind Flavonoide enthalten? Wer zum Beispiel nach „flavonoide lebensmittel liste“ im Internet sucht, wird schnell fündig. Es gibt …
- Flavonoide in Früchten (Apfel, Beeren, Orange, Trauben, Zitrone)
- Flavonoide in Gemüse (grünes Gemüse wie Brokkoli, Rotkohl und Zwiebel)
- Flavonoide in Tee (schwarzer Tee und grüner Tee)
- Flavonoide in Sojabohnen
- Flavonoide in Kakao
- Flavonoide in Rotwein
Flavonoide kaufen wir also ganz automatisch bei unserem Wocheinkauf im Supermarkt, weil Flavonoide Lebensmittel-Bestandteil sind.
Flavonoide: Wirkungen in der Medizin
Flavonoide sind von phamakologischer Relevanz. Dass Flavonoide Wirkung auf den menschlichen Organismus haben, ist wissenschaftlich belegt. In verschiedenen epidemiologischen Studien zeigte sich, dass eine Aufnahme von polyphenolischen Pflanzenstoffen das Risiko altersassoziierter Erkrankungen senken kann. Das Hauptanwendungsgebiet sind der Schutz der Zellen und Kapillargefäße sowie ihre entzündungshemmenden und antioxidativen Eigenschaften.
Flavonoide sind sogenannte Antioxidantien und bieten Schutz vor freien Radikalen. Während verschiedener Stoffwechselprozesse werden diese im Körper selbst gebildet, entstehen aber auch durch äußere schädliche Einflüsse (zum Beispiel Nikotin und UV-Strahlung). Freie Radikale stehen in Verdacht, an Alterungsprozessen und der Entstehung von Krankheiten wie Krebs, Arteriosklerose und Rheuma beteiligt zu sein.
Also sind Flavonoide gesund? Es wird zumindest vermutet, dass man Bioflavonoiden foldende medizinischen Wirkungen zusprechen kann:
- antiflammatorisch (entzündungshemmend)
- antioxidativ (Schutz vor oxidativem Stress)
- antikanzerogen (krebshemmend)
- antithrombotisch (gerinnungshemmend)
- antidiabetisch (diabeteshemmend)
- neuroprotektiv (Schutz von Nervenzellen)
- antiviral (Schutz gegen Viren)
- antiödematös (gegen Ödeme wirkend)
Bioflavonoide: Studienlage zu sekundären Pflanzenstoffen
Bioflavonoide sind sekundäre Pflanzenstoffe. Es findet sich eine Vielzahl von In-vitro-Studien und Tiermodell-Studien zu Wirkungen und Mechanismen sekundärer Pflanzenstoffe. Dass Bioflavonoide Wirkung von pharmakologischer Bedeutung aufweisen, erscheint einerseits unbestreitbar. Andererseits lassen sich die Ergebnisse jedoch nicht direkt auf den Menschen übertragen.
Zahlreiche Untersuchungsergebnisse epidemiologischer Studien zum Einfluss sekundärer Pflanzenstoffe auf das Risiko der Entstehung verschiedener Krankheiten ergänzen die bisher gewonnenen Forschungsergebnisse. Diese Studien beruhen auf der Zufuhr der Pflanzenstoffe über Lebensmittel. Es ist möglich, aus den Ergebnissen eine präventive Wirkung der Pflanzenstoffe abzuleiten. Eine Schwierigkeit besteht jedoch darin, positive Effekte auf einen einzelnen Stoff zurückzuführen. Für eine bessere Datenlage bedarf es weiterer Interventionsstudien mit isolierten Pflanzenstoffen.
Es gibt aber bereits diverse Arzneimittel, die Bioflavonoide enthalten. Zum Einsatz für Flavonoide-Tabletten und ähnliches kommen beispielsweise Citrus-Bioflavonoide. Dabei handelt es sich um einen Sammelbegriff für verschiedene Arten von Flavonoiden, die auch in Citrusfrüchten vorkommen. Zu den Citrusflavonoiden werden unter anderem Hesperidin und Diosomin gezählt. Diese sind Bestandteil eines als Arzneimittel zugelassenen Kombinationspräparats, das Venen stärken und Gefäße schützen soll. Es ist allerdings nicht augeschlossen, dass Bioflavonoide unerwünschte Nebenwirkungen auslösen. Bei der Einnahme von Flavonoide-Medikamenten können unerwünschte Effekte wie Verdauungsbeschwerden oder Unwohlsein auftreten, die durch Citrus-Bioflavonoide ausgelöst wurden.
Flavonoide: Tabletten als Nahrungsergänzungsmittel
Flavonoide-Tabletten, Flavonoide-Kapseln oder Bioflavonoide-Pulver werden als Nahrungsergänzungsmittel im Handel angeboten, zum Beispiel Vitamin C mit Bioflavonoiden. Beworben werden sowohl Flavonoide mit Wirkung auf den Körper im Allgemeinen als auch Flavonoide mit Wirkung auf die Haut im Speziellen.
Im Handel erhältlich sind zum Beispiel:
- Flavonoide zum Abnehmen
- Flavonoide gegen Hämorriden
- Flavonoide gegen Wechseljahrsbeschwerden
- Flavonoide fürs Herz
- Flavonoide für die Haut, als äußerlich anwendbare Cremes mit Anti-Aging-Effekt
Ernährungswissenschaftler raten jedoch davon ab, Präparate mit isolierten Pflanzenstoffen einzunehmen. Diese sind wissenschaftlich nicht ausreichend erforscht. Das Bundesinstitut für Risikobewertung warnt vor allem vor Sojaflavonoiden und isoflavonhaltigen Rotkleeextrakten gegen Wechseljahrsbeschwerden. Es ist nicht auszuschließen, dass diese Flavonoide-Präparate auch Nebenwirkungen erzeugen. Eine ausgewogene Ernährung mit polyphenolreichen Lebensmitteln wird von Ernährungswissenschaftlern dagegen ausdrücklich empfohlen.
Flavonoide in der Cannabispflanze
Cannabis enthält, wie dies auch bei anderen Pflanzen der Fall ist, Flavonoide. Diese sind zusammen mit den Terpenen für den Geschmack, die Farbe und die Aromen der verschiedenen Cannabissorten verantwortlich. Außerdem sollen Cannabis-Flavonoide möglicherweise für die medizinische Anwendung relevant sein.
FLAVONOLFLAVONEFLAVANOLEFLAVANONRutinCannflavin ACatechinNaringeninQuercetin-3-glucosideCannflavin BEpicatechin Kaempferol-3-O-glucosideLuteolin-7-O-glucoside QuercetinApigenin-7-O-glucoside KaempferolLuteolin Apigenin Liste mit Flavonoiden in Cannabis sativa.
Bisher wurden über 20 verschiedene Flavonoide in Zusammenhang mit der Cannabispflanze beschrieben. Zumeist handelt es sich dabei um Glykoside oder Aglykone von Flavonen (Apigenin und Luteolin) und Flavonolen (Kaempferol und Quercetin). Mit Cannfalvin A, Cannflavin B und cannflavin C wurden Flavone isoliert, die für Cannabis charakteristisch sind.
Apigenin
- erzeugt antioxidative, anti-entzündliche und angstlösende Effekte
– kann das Wachstum mancher Krebszellen hemmen
– kann an Hormonrezeptoren binden (z. B. Östrogenrezeptor) und dadurch die Anhäufung von Hormonen verhindern, was die Ausbreitung von Brustkrebszellen verlangsamen kann
Cannflavin A und Cannflavin B
– zeigen eine starke anti-entzündliche Wirkungkönnen auf einige Enzyme der Entzündungskaskade wie z. B. COX Einfluss zu nehmen
– können die Produktion von Prostaglandin E2 (PGE2) verringern, einem entzündungsfördernden Molekül, das im pathologischen Stadium vieler Autoimmunkrankheiten beteiligt ist
Kaempferol
– hat antivirale, antioxidative und antikarzinogene Eigenschaften
– kann der Entstehung verschiedener koronarer Herzerkrankungen vorbeugen
– ein gutes Antidepressivum und kann als solches synergetisch mit Cannabinoiden zusammenwirken
Luteolin
– entsteht aus Apigenin
– kann die Aktivität mancher an Tumorerkrankungen beteiligter Enzyme regulieren
– biochemische Vorstufe zu Cannflavinen
Quercetin
– hat eine starker antioxidative Wirkung
– kann die Ausbreitung vieler Arten von Krebszellen verlangsamen
– hat eine gute anti-entzündliche Wirkung, indem es die Bildung von Prostaglandinen hemmt
Vitexin
– Bestandteil vieler traditioneller chinesischer Medizinprodukte
– hat antioxidative, antikarzinogene, anti-entzündliche, antihyperalgesische und nervenschützende Effekte
– zeigt eine vielversprechende antiasthmatische Wirkung
Erste Studienergebnisse weisen auf diese Flavonoide-Wirkungen hin; weitere Forschung ist erforderlich.
Cannflavin und seine medizinische Wirkung
Zwei für die Forschung besonders interessante Flavonoide, die als charakteristisch für Cannabis Sativa gelten, sind Cannflavin A und Cannflavin B. Mittels Biochemie und Genomik konnten kanadische Forscher der University of Guelp in einer Studie aufzeigen, wie die Cannabispflanze diese zwei Moleküle herstellt.
Die Quantität und Qualität von sekundären Pflanzenstoffen, die in einer Cannabispflanze gebildet werden, ist allerdings abhängig von der Genetik einer Pflanze und den umweltbedingten Faktoren. Eine italienische Studie aus dem Jahr 2020 zeigt, dass sich die Qualität und Quantität der Flavonoide beim Anbau von Cannabis unter Idealbedingungen und unter schwierigen Umwelteinflüssen unterschied. Unter Laborbedingungen wurde weniger CBDa und Cannflavine gebildet.
Die Erkenntnisse über Flavonoide in Cannabis wurden bisher aus Pflanzen gewonnen, die unter Laborbedingungen angebaut wurden. Es ist davon auszugehen, dass unter anderen Anbaubedingungen weitere bisher unbekannte wertvolle Flavonoide gebildet werden.
Die Flavonoide Cannflavin A und B wurden bereits 1985 eingehender untersucht. Es zeigten sich entzündungshemmende Eigenschaften, die als 30-mal effektiver als Acetylsalicylsäure beschrieben werden. Aufgrund jahrelanger Regulierung von Cannabis blieben in den folgenden Jahrzehnten weitere Forschungen aus. Nach der Legalisierung in Kanada und der bis heute weiter fortgeschrittenen Genomforschung, konnten Forscher nun nachweisen, wie Cannflavine in der Pflanze synthetisiert werden. Da diese jedoch nur in sehr geringer Menge gebildet werden, arbeiten Forscher bereits an der Entwicklung eines biologischen Systems, um die Moleküle in großer Menge zu produzieren.
Cannflavin verheißt neue Chancen für die Schmerzbehandlung. Gegenwärtig werden Analgetika in der Schmerztherapie eingesetzt. Diese bringen jedoch auch eine Reihe an Nebenwirkungen mit sich. Flavonoide-Medikamente als Medikamente auf Cannabis-Basis dagegen könnten eine Grundlage für innovative Schmerzbehandlungen bilden. Diese sprechen keine Opioidrezeptoren an, weshalb laut Experten nicht zu erwarten sei, dass diese ein Suchtpotenzial bieten.
Cannabis Lebensmittel
Cannabis Lebensmittel, oft als "Edibles" bezeichnet, gewinnen immer mehr an Popularität und bieten eine diskrete und effektive Möglichkeit, Cannabis zu konsumieren. Zu den bekanntesten Cannabis Lebensmitteln zählen Haschkekse, Cannabutter und diverse andere Produkte, die mit Cannabis-infundierten Zutaten hergestellt werden. Hanföl, ein weiteres beliebtes Produkt, wird häufig wegen seiner gesundheitlichen Vorteile und seiner Vielseitigkeit in der Küche geschätzt.
Edibles sind besonders für diejenigen attraktiv, die die psychoaktiven oder medizinischen Wirkungen von Cannabis ohne die Risiken des Rauchens erleben möchten. Beim Verzehr von Cannabis Lebensmitteln, wie Haschkekse oder mit Cannabutter zubereitete Speisen, tritt die Wirkung langsamer ein als beim Rauchen, hält jedoch länger an und kann intensiver sein. Dies ist darauf zurückzuführen, dass THC, der psychoaktive Bestandteil von Cannabis, beim Verdauungsprozess in eine potentere Form umgewandelt wird.
Hanftee ist eine weitere geschätzte Option für diejenigen, die die entspannenden Effekte von Cannabis genießen wollen, ohne hohe THC-Konzentrationen zu sich zu nehmen. Diese Teevarianten sind oft reich an CBD, einem nicht psychoaktiven Cannabinoid, das für seine entzündungshemmenden und beruhigenden Eigenschaften bekannt ist.
Beim Kauf von Cannabis Lebensmitteln sollte immer darauf geachtet werden, dass sie von vertrauenswürdigen Herstellern bezogen werden. Die korrekte Dosierung und Kenntnis der Inhaltsstoffe sind essentiell, um eine sichere und angenehme Erfahrung mit Edibles zu gewährleisten.
So wird medizinisches Cannabis hergestellt
Der Anbau von Medizinalcannabis unterliegt strengen Richtlinien, die das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) überwacht. Hersteller benötigen für die legale Aufzucht ein Good Manufacturing Practice-Zertifikat (GMP). Mit dem GMP-Zertifikat ist es nicht getan. Ständige Qualitätskontrollen, Laboranalysen und Stichproben sollen optimale Qualität sowie Reinheit und Konsistenz sicherstellen.
Der Anbau von medizinischem Cannabis unterliegt strensten Richtlinien.
©iStock / CasarsaGuru
Medizinisches Cannabis kann sowohl indoor als auch outdoor produziert werden. In Europa, hier vor allem in den Niederlanden, spielt die Outdoor-Produktion aber praktisch keine Rolle. Gewächshäuser bieten eine bessere Kontrolle über wichtige Hanfpflanzen-Wachstumsfaktoren wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und -Zirkulation sowie das Licht. Diese Indoor-Anlagen simulieren optimale Wachstumsbedingungen, sind deswegen wesentlich effizienter und können das ganze Jahr über gleichbleibende Qualität produzieren.
Der Wachstums-Zyklus einer Marihuana-Pflanze erstreckt sich über einen Zeitraum von etwa drei bis vier Monaten. Zunächst werden Klone der Mutterpflanze auf Mineralwolle gezogen. Später werden die Stecklinge immer wieder ihrer Größe entsprechend umgetopft.
Hat sich nach etwa zwölf Wochen der Hanfpflanzen-Blütenstand voll ausgebildet, werden sie von Hand geerntet und dann bei 25 Grad Celsius getrocknet. Zum Schluss werden die fertigen Blüten Gammastrahlen ausgesetzt, um für die Patienten potenziell schädliche Mikroben abzutöten. Erst danach beginnt die weitere Verarbeitung z. B. zu Extrakten und Ölen.
Der Anbau von medizinischem Marihuana
Der Anbau von medizinischem Cannabis unterliegt strengen behördlichen Kontrollen. Die Qualität ist nicht zu vergleichen mit Gras, das auf der Straße verkauft wird. Der Anteil des psychoaktiven und Therapie-relevanten Tetrahydrocannabinols (THC) in den verschiedenen Weeds, also Cannabisblüten, ist bei kontrolliertem Cannabisanbau keine Glücksache, sondern wird exakt ausgewiesen, sodass eine Überdosierung ausgeschlossen werden kann. Auch der Anteil des Cannabidiols (CBD) im Cannabis wird genau bestimmt, sodass Patienten immer auf die für sie individuell erforderliche Dosierung der beiden Hauptwirkstoffe der Hanfpflanze zugreifen können.
Cannabis-Produkte, die kein THC, sondern nur CBD oder CBG enthalten, sind frei verkäuflich, aber nicht zu vergleichen mit medizinischem Cannabis. Denoch sollte man auch die CBG- oder CBD-Dosierung schrittweise individuell anpassen.
So wird „illegales“ Weed hergestellt
Marihuana kaufen – Gras, das auf Deutschlands Straßen und Hinterhöfen illegal verkauft oder von sogenannten Drogen-Taxen an den Verbraucher geliefert wird, kommt hauptsächlich aus Marokko. Das nordafrikanische Land hat ideale Anbaubedingungen für die eigentlich anspruchslose Pflanze. Dazu gehört vor allem beständiger Sonnenschein. Die Hanfpflanze liebt Licht.
Cannabis-Pflanzen benötigen für ideales wachstum viel Licht.
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Nigeria und Südafrika sind wie die Türkei, Afghanistan und Pakistan weitere wichtige Anbauländer für illegal verkauftes Marihuana. In Deutschland ist der Anbau von THC-haltigem Hanf illegal, findet aber trotzdem statt. In der Regel allerdings nur für den Eigenbedarf. Der Sativa-Indica-Unterschied liegt in der längeren Vegetations- und Blütezeit der Sativa Pflanzen im Vergleich zu den Indica Gattungen.
Aus den überall erhältlichen, aber teuren Cannabis Samen (Cannabis Seeds) lassen sich relativ leicht Pflanzen ziehen, die durchaus auch im Freien nach Anzucht der Sämlinge beachtliche Größen und Ernteergebnisse erreichen.
Wird die Aufzucht von illegalem Gras etwas professionalisiert, müssen die Cannabis-Farmer einen deutlich höheren Aufwand betreiben. Knackpunkt dabei ist immer das Licht. Vor Jahren war es noch ein erheblicher Kostenfaktor, weil alte Beleuchtungsmittel extrem viel Strom verbrauchten und hohe Energie-Rechnungen illegalen Züchtern zum Verhängnis wurden.
Neue LED-Lampen revolutionierten die illegale Indoor-Produktion. Ihr Stromverbrauch liegt deutlich unter den früher hauptsächlich verwendeten MH-Lampen (Metallhalogenid) für die vegetative Phase und HPS-Lampen (Natriumhochdrucklampen) für die Blütephase. Außerdem geben LEDs weniger Wärme ab, was das Auffinden eines sogenannten Grow Rooms mit Wärmebild-Kameras erschwert.
Cannabis-Arzt: Welcher Arzt verschreibt Cannabis?
Welcher Arzt verschreibt Cannabiskonsum? Internetsuchmaschinen verzeichnen steigende Zahlen bei Sucheingaben wie „cannabisblüten auf rezept welcher arzt“, „welcher arzt verschreibt cannabisblüten“ oder „welcher arzt verschreibt cannabisblüten“ etc. Im Grunde ist die Antwort ganz einfach: Jeder Arzt (außer Zahn- und Tierärzte) darf medizinisches Cannabis verschreiben. Diese Regelung gilt sowohl für getrocknete Cannabisblüten und -extrakte als auch für Medikamente mit den Wirkstoffen Dronabinol oder Nabilon. Das heißt aber nicht, dass alle Ärzte, die Cannabis verschreiben dürfen, es auch tun.
Jeder Arzt darf Cannabis verschreiben – einen Anspruch aber gibt es nicht.
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Im Vergleich zu der Zeit vor Inkrafttreten des Cannabis-Gesetzes 2017 ist das aber schon ein enormer Fortschritt. Patienten, die unter chronischen Schmerzen, Krebs oder Depressionen leiden, können von dieser Cannabis-Legalisierung profitieren. Allerdings nur, wenn alle herkömmlichen Behandlungsoptionen schon erfolglos ausgeschöpft, nicht vertragen wurden oder nicht angewendet werden konnten. Vor 2017 mussten Patienten eine Ausnahmegenehmigung beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) beantragen. Wurde der Antrag positiv beschieden, musste das Gras trotzdem in jedem Fall selbst bezahlt werden.
Einen Anspruch auf eine möglicherweise sinnvolle Cannabis-Behandlung gibt es allerdings auch heute nicht. Es bleibt weiterhin dem Arzt überlassen, bei welcher Erkrankung er tatsächlich zum Rezeptblock greift. Die Therapie-Hoheit liegt immer beim behandelnden Arzt – und es gibt bislang nur wenige Ärzte, die bereit sind, Cannabis zu verschreiben. Vielfach sind es Vorbehalte und mangelnde Kenntnis, die Ärzte davon abhalten ein Cannabis-Rezept auszustellen. Im Zweifel greifen sie erfahrungsgemäß eher zu Fertigmedikamenten. Bei Cannabis-Blüten sind die Hürden noch höher.
Ärzte mit Cannabiserfahrung
Den Cannabis-Arzt gibt es per se natürlich nicht. Einen entsprechenden Fachtitel für Ärzte, von denen man sich Cannabis verschreiben lassen kann, gibt es in Deutschland nicht. Zumindest bisher nicht. Es handelt sich also um eine umgangssprachliche Bezeichnung, mit der Ärzte mit Cannabiserfahrung häufig speziell von Patienten tituliert werden. Obwohl theoretisch jeder Arzt Cannabis verschreiben darf, machen Patienten die Erfahrung, dass es in der Realität nicht immer so leicht ist, Cannabis vom Arzt verschrieben zu bekommen. Das kann verschiedene Gründe haben.
Einerseits wurde während des Studiums im Normalfall kaum bis nichts darüber gelehrt, wie und wann man eine Cannabis-Therapie als Arzt einleiten sollte. Viele Mediziner scheuen daher aus Unwissenheit davor zurück, Cannabis auf Rezept zu verschreiben. Andererseits möchte manch ein Mediziner vielleicht auch gar nicht dafür bekannt werden, dass man sich bei ihm Cannabis verschreiben lassen kann, weil das Thema ja durchaus noch stigmatisiert ist. Oder weil er womöglich befürchtet, dass seine Praxis von einer Flut an verzeifelten Schmerzpatienten überschwemmt wird …
Hinzu kommt, dass nicht nur das potenzielle Wirkspektrum der verschiedenen Cannabinoide und Cannabinoid-Kombinationen äußerst vielfältig ist, sondern zusätzlich patientenindividuell zwischen der geeigneten Darreichungsform zu entscheiden ist und dann auch noch die Datenlage für diverse mögliche Anwendungsbereiche bislang als unzureichend gilt. Für einen Arzt ist demnach ein enorm großes Wissen erforderlich, um verantwortlich Cannabis-Rezepte auszustellen.
Cannabis-Apotheke
Wurde Ihnen Cannabis vom Arzt verschrieben, führt der nächste Weg in die Cannabis-Apotheke. Und richtig: Auch das ist wie Cannabis-Arzt kein offizieller Titel, sondern soll einfach zum Ausdruck bringen, dass es sich um eine Apotheke handelt, die Cannabis und Cannabis-Medikamente gegen Rezept ausgibt.
Sind die verordneten Cannabissorten in der Apotheke nicht vorrätig, werden sie bestellt. Es darf hier nicht ersatzweise auf andere Sorten ausgewichen werden. Jede Sorte hat ihren eigenen THC- und CBD-Gehalt und damit ihr eigenes Wirkprofil. Wenn Sie sich Cannabis gegen Depressionen verschreiben lassen, sind andere Cannabisblüten erforderlich als bei einem Patienten, der während einer Krebsbehandlung an Schmerzen, Übelkeit und Appetitlosigkeit leidet.
Wurde ein Cannabisöl-Rezept statt einem Rezept für getrocknetes Cannabis vom Arzt ausgestellt, erfolgt die Herstellung in aller Regel vor Ort durch den Apotheker. Es handelt sich dann um ein sogenanntes Rezepturarzneimittel. Es gibt auch schon ein paar wenige Cannabis-Fertigarzneimittel, die in Deutschland zugelassen sind.
Austherapiert, wann ist das ein Patient?
„austherapiert“ ist ein wichtiges Stichwort im Zusammenhang mit medizinischem Cannabis. Denn für viele Betroffene mit der Diagnose „austherapiert“ ist Cannabis ein großer Hoffnungsträger – in vielfacher Hinsicht. Aber was bedeutet austherapiert eigentlich genau?
Austherapiert bedeutet, dass ein Patient auf keine kurative, also auf Heilung abzielende Therapie (mehr) anspricht. Dass die Diagnose „austherapiert“ mit einer geringen Lebenserwartung einher geht, stimmt indes nicht unbedingt. Trifft die Diagnose „austherapiert“ Krebs-Patienten im Endstadium, ist das natürlich etwas völlig anderes als bei einem Patienten mit Schuppenflechte. Ist ein Mensch mit Krebs austherapiert, ist die Lebenserwartung des Patienten hingegen tatsächlich zumeist vergleichsweise gering.
„Austherapiert und dann?“ Diese Frage stellen sich Betroffene ganz automatisch. Bezieht sich die Diagnose nur auf gängige Standardtherapien und medizinisches Cannabis könnte neue Chancen auf Linderung verheißen, kann der behandelnde Arzt mit dieser Art von „austherapiert“ bei der Krankenkasseallerdings einen Antrag auf Kostenübernahme einer Therapie mit medizinischem Cannabis durch den Patienten begründen. Linderung umfasst hierbei sowohl eine Besserung des Krankheitsbildes an sich als auch eine Besserung bestimmter Symptome oder auch Begleiterscheinungen durch andere erforderliche Medikamente und ähnliches.
Medizinisches Cannabis spielt daher auch eine wichtige Rolle in der Palliativmedizin. Wann ist jemand palliativ? Palliativpatienten leiden an unheilbaren, fortschreitenden Erkrankungen. Palliativmedizin will nicht heilen, sondern Lebensqualität schaffen, größtmögliche Teilhabe am Leben gewährleisten, Krankheitssymptome kontrollieren und Schmerzen lindern. In Bezug auf die Cannabis-Medizin steht „austherapiert“ deshalb grundsätzlich nicht für das Ende, sondern für den Anfang einer Therapie.
Welche Hürden gibt es bei der Verschreibung von medizinischem Cannabis?
Wer tatsächlich einen Arzt gefunden hat, der bereit ist, Medizinalcannabis zu verschreiben, ist noch lange nicht im Ziel. Denn anders als bei anderen Medikamenten, entscheidet die Krankenkasse, ob sie die Therapiekosten von in einzelnen Fällen mehr als 1.000 Euro im Monat übernimmt. Diese Entscheidung muss der Versicherer innerhalb von drei Wochen fällen.
Die Krankenkasse hat das letzte Wort: Wenn sie „nein“ sagt, gibt es keine Cannabis-Therapie.
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Lehnt eine gesetzliche Krankenkasse wie die AOK den Kostenübernahme-Antrag ab, gibt es noch eine Alternative: Patienten können sich auch ein Privatrezept für medizinisches Cannabis ausstellen lassen. Das bedeutet allerdings, dass sie die Kosten selbst übernehmen müssen.
Ausgenommen von der Drei-Wochen-Regel sind Palliativ-Patienten. In diesem Fall sind die Kassen aufgrund der Dringlichkeit verpflichtet, innerhalb von drei Tagen zu bewilligen oder abzulehnen. Auf diesem Weg wird die eigentlich dem Arzt zustehende Therapie-Hoheit indes auf Sachbearbeiter bei den Kassen übertragen.
In jedem Fall müssen Arzt und Patienten nachweisen, dass es keine andere Therapie-Option gibt. In §31, Abs. 6 SGB V heißt es dazu: Wenn „eine allgemein anerkannte, dem medizinischen Anspruch entsprechende Leistung
- nicht zu Verfügung steht oder
- im Einzelfall nach der begründeten Einschätzung des behandelnden Vertragsarztes unter Abwägung der zu erwartenden Nebenwirkungen und unter Berücksichtigung des Krankheitszustandes der oder des Versicherten nicht zur Anwendung kommen kann.“
Im Schnitt wird nur etwa jeder zweite Antrag auf eine Cannabis-Therapie von den gesetzlichen Krankenkassen bewilligt.
Medizinisches Cannabis: Welche Cannabis-haltigen Arzneimittel können verschrieben werden?
Seit dem 01. April 2024 gehört der Wirkstoff THC nicht mehr zu den Betäubungsmitteln und kann somit wie ein gewöhnliches Medikament verschrieben werden. Somit können alle Cannabis-haltigen Arzneimittel verschrieben werden.
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Für Fertigarzneien gibt es Anwendungsgebiete, die zugelassen sind zur Behandlung von Spastiken (Spray) sowie Übelkeit und Erbrechen während einer Chemotherapie (Kapseln). Cannabis-haltige Nahrungsergänzungsmittel und Lebensmittel auf CBD-Basis und ohne THC gelten dagegen nicht als Arzneien und können somit auch nicht als Cannabismedizin verschrieben werden. Gleiches gilt für Kosmetika wie Cannabis-Salbe oder Hanf-Creme. Da CBD nachweislich die Talgproduktion hemmen kann, soll der Wirkstoff gegen unreine Haut und Akne helfen.
Medizinisches Cannabis: Cannabis-Blüten
Medizinische Cannabis-Blüten, die in Deutschland verkauft werden, stammen aus den Niederlanden oder aus Kanada. Im Handel sind ganze Blüten und Granulate aus zerkleinerten Blüten. Anbau und Qualität werden vom BfArM überwacht. Voraussetzung für eine Zulassung zur Produktion von medizinischen Cannabis-Blüten ist das Good Manufacturing Practice-Zertifikat (Leitfaden der guten Herstellungs-Praxis). THC- und CBD-Gehalt variieren. Am gängigsten sind Sorten wie Gorilla Glue #4 der deutschen ADREXpharma GmbH mit einem THC-Gehalt von ca. 21 Prozent und einem CBD-Anteil von unter einem Prozent. Ärzte dürfen hierzulande solches Cannabis auf Rezept verschreiben. Es ist aber ein spezielles Cannabis-Rezept, fachsprachlich ein Betäubungsmittel-Rezept erforderlich.
Dass medizinisches Cannabis Psychosen hervorruft, ist übrigens unter Anwendung ärztlicher Aufsicht eher nicht zu befürchten. Es handelt sich um eine Problematik, die vor allem bei Jugendlichen, die sehr früh mit dem Drogenkonsum beginnen, auftritt.
Medizinisches Cannabis: Cannabis-Öl / Cannabis-Extrakte
Was ist Cannabisöl? Cannabis-Öle und -Extrakte werden aus getrockneten Marihuana-Blüten (Cannabis Flos) gewonnen. Ziel dieses Produktions-Prozesses ist es, Cannabinoide und Terpene mit GMP-zertifizierten Produktionsmethoden in hochkonzentrierter Form zu gewinnen. Ob man Cannabisöl kaufen kann, ohne dass eine ärztliche Verordnung für Hanf-Tropfen vorliegt, hängt vor allem vom THC-Gehalt des Öls ab. Für reines CBD-Cannabisöl ist kein Rezept erforderlich. Dass CBD apothekenpflichtig wäre, ist ebenfalls ein häufiger Trugschluss. Inhaltststoffe und auch die Qualität sind wesentliche Faktoren für den Cannabisöl-Preis.
Cannabis-Öle werden meistens in Tropfenform verabreicht. Die Cannabis-Tropfen gibt man z. B. auf einen Löffel und schluckt sie dann. Vorteil von medizinischen Cannabis-Ölen und -Extrakten ist die extrem präzise Dosierungsmöglichkeit, die vergleichbar ist mit den Wirkstoff-Mengen klassischer Medikamente.
Cannabis-Extrakte sind Vollspektrum-Extrakte. Sie enthalten neben THC und CBD alle weiteren Wirkstoffe der Blüten. Dazu zählen auch die Terpene, andere Cannabinoide sowie weitere sekundäre Pflanzenstoffe. Das soll die Cannabisöl-Wirkung optimieren.
Medizinisches Cannabis: Dronabinol
Dronabinol ist die internationale Bezeichnung für Delta-9-trans-Tetrahydrocannabinol (DELTA 9 THC). Eine Art Cannabisentzug nach Absetzen von Dronabinol ist nicht zu befürchten: Im Gegensatz zu Opiaten oder Kokain sind Suchtpotenzial und Gesamttoxizität sehr gering. In den USA steht Dronabinal schon seit Jahren als Fertigarznei für die Cannabistherapie zur Verfügung. Hierzulande können Apotheker Dronabinol als Herstellungs-Set beziehen. Das gilt für jede Apotheke, eine offizielle Klassifizierung als spezialisierte Cannabis-Apotheke gibt es nicht. Das Mischen des Endprodukts geschieht dann vor Ort in der Apotheke. Die Patienten nehmen es in Tropfenform ein. Wie auch bei Cannabis-Ölen und -Extrakten ist die Dosierung der wirksamen Inhaltsstoffe sehr genau.
Medizinisches Cannabis: Fertigarzneien
Zu den bekanntesten Fertigarzneien auf Cannabis-Basis gehören das Mundspray Sativex, sowie die Nabilon-haltigen Kapseln Canemes. Sativex ist zugelassen zur Behandlung schmerzhafter Spastiken. Canemes wird Patienten gegen Übelkeit und Erbrechen in Folge einer Chemotherapie verabreicht. Beide Medikamente sind auch auf dem deutschen Markt erhältlich.
Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS) hat mit Präsident Dr. Johannes Horlemann an der Spitze inzwischen die „Schmerzinitiative Cannabinoide 2021“ ins Leben gerufen. Ziel ist es, Hemmnisse bei der Verordnung von Cannabinoiden abzubauen, um die Versorgung von Schmerzpatienten zu verbessern.
Dazu gehört ein Selektivvertrag der DGS mit der AOK Rheinland/Hamburg, der den Genehmigungsvorbehalt der Krankenkasse ersetzen soll und die Therapieentscheidung dem Arzt in Absprache mit seinem Patienten überlässt. Voraussetzung ist eine entsprechende Qualifikation der teilnehmenden Ärzte. Der bürokratische Aufwand und die Wartezeit auf den Beginn der Cannabistherapie sollen so erheblich reduziert werden.
Wie wird medizinisches Cannabis verabreicht?
Die klassische Einnahme von Cannabis erfolgt ausschließlich über die Lunge. „Kiffen“ nennt das der Volksmund. Seltener oral in Form von Hasch-Keksen. Aus medizinischem Marihuana werden zwar keine Joints oder Tüten gedreht, es kann aber auch geraucht werden. Aufgrund der größeren Produktpalette (Cannabis-Öle, -Extrakte und -Fertigarzneien) spielt die orale Verabreichung über Tropfen, Tabletten und Spray aber eine wesentlich größere Rolle.
Oral oder inhalliert: Mediziner verschreiben bevorzugt die Tablettenform.
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Cannabis-Inhalation
Marihuana inhalieren, also rauchen, ist nicht nur die klassische Methode beim Freizeit-Kiffen, es ist auch der schnellste Weg, den gewünschten Effekt zu erzielen. Medizinisches Cannabis wird mit einem Vaporizer erwärmt und dann tief eingeatmet. Etwa 85 Prozent der Cannabis-Patienten wählen diese Methode. Tendenz fallend.
Vaporizer funktionieren ähnlich wie E-Zigaretten und haben im Vergleich zu selbstgedrehten Joints den Vorteil, dass das jeweilige Cannabis-Produkt (Blüten, Haschisch, Öl oder konzentrierter Cannabis-Extrakt) die Wirkstoffe nicht verbrennt. Außerdem kann bei einem elektronischen Vaporizer, kurz Evaporizer, die Temperatur präzise eingestellt werden, sodass auch die enthaltenen Terpene gezielt zum Einsatz kommen – und es muss kein schädigender Tabak beigemischt werden.
Mit einem Grinder für Vaporizer lässt sich das Pflanzenmaterial vor dem Vaporisieren komfortabel zerkleinern. Dabei wird eine wesentlich bessere Homogenität erzielt als beim Zerpflücken von Hand. So soll der Einsatz eines Grinders die Effektivität des Verdampfens zusätzlich unterstützen.
Durch den schnellen Wirkungseintritt beim Vaporisieren oder Verdampfen von Cannabis-Produkten ist es etwas einfacher, die passende Dosierung zu finden. Trotzdem belastet auch das Vaporisieren die Lunge. Das ist gerade für Palliativ-Patienten oder Menschen mit Lungenkrankheiten eine mitunter relevante Nebenwirkung.
Medizinisches Cannabis: oral
Cannabis-Extrakte und Dronabinol werden oral eingenommen. Experten empfehlen die Einnahme mit einem Stück Brot oder von einem Löffel zusammen mit einem fetthaltigen Nahrungsmittel. Wegen der Hydrophobie der Wirkstoffe sind Wasser oder Tee ungeeignet. Cannabis-Tropfen lassen sich als Marihuana-Öl oder Marihuana-Butter auch in Kuchen, Plätzchen, Joghurt, Suppen, Tees oder Dips mischen.
Nachteil: Bevor sich die vollständige Wirkung entfalten kann, müssen die Extrakte zunächst den Magen-Darm-Trakt und die Leber passieren. Dadurch sinkt die Bioverfügbarkeit des Wirkstoffs, d. h. beim oralen Konsum von Tropfen setzt die Wirkung verzögert ein. Bis zu drei Stunden kann es dauern, dass sich THC, CBD & Co über den Magen-Darm-Trakt im Körper entfalten. Konsumenten beschreiben die Wirkung der oralen Aufnahme aber dafür als langanhaltender und tiefergehender.
Ungeübte User, die sich der verzögert einsetzenden Wirkung nicht bewusst sind, legen dann schon mal vorschnell einen Keks nach – mit teils fatalen Folgen. Zwar gibt es bei Cannabis keine Überdosierung, die zum Tod führen kann, aber die psychoaktiven Effekte können Konsumenten dann über Stunden regelrecht außer Gefecht setzen.
Die orale Einnahme eignet sich daher besser für Patienten mit konstanter Symptomatik. Außerdem ist die orale Einnahme aufgrund der vergleichsweise einfachen Handhabung und genauen Dosierbarkeit besonders für motorisch eingeschränkte Menschen und Paliativpatienten zu empfehlen. Je nach Beschwerdebild ist auch eine Kombination von Einnahmearten möglich.
Medizinisches Cannabis: Mundspray
Das in Deutschland seit 2011 erhältliche Cannabis-Spray Sativex hat eine antispastische und psychotrope, also die Psyche beeinflussende Wirkung. Dafür enthält Sativex einen Extrakt aus Blättern und Blüten einer Cannabis sativa-Sorte. THC und CBD sind ungefähr in gleicher Menge enthalten: 100 µl Spray (entspricht einem Sprühstoß) enthalten demzufolge 2,7 mg THC und 2,5 mg CBD. Weitere Inhaltsstoffe sind Ethanol, Propylenglycol sowie Pfefferminzöl.
Zugelassen ist Sativex als Mittel der zweiten Wahl zur Symptomverbesserung bei Multiple Sklerose-Patienten mit mittelschweren bis schweren Spastiken. Das Spray wird ganz einfach während der Mahlzeiten auf die Mundschleimhaut gesprüht und gelangt über diese schnell in den Blutkreislauf, sodass es sehr schnell seine therapeutische Wirkung entfalten kann. Es soll vor allem die Motorik bei MS-Patienten verbessern.
Wie jedes Medikament hat auch Sativex Nebenwirkungen. Zu den häufigsten unerwünschten THC / CBD-Nebenwirkungen gehören Müdigkeit und Schwindel. Um das zu vermeiden, wird die Dosis in der Regel langsam erhöht, bis eine gute Balance zwischen therapeutischem Effekt und Nebenwirkungen erreicht ist.
Cannabis-Nebenwirkungen
Welche Auswirkungen kann Haschischkonsum haben? Cannabis kann eine Reihe von Nebenwirkungen haben, deren Ausmaß und Art stark von der individuellen Empfindlichkeit, der Dosierung und der Häufigkeit des Konsums abhängen.
Zu den häufigen kurzfristigen Nebenwirkungen zählen:
- Mundtrockenheit
- erhöhte Herzfrequenz
- veränderte Wahrnehmung von Zeit und Raum
- Augenrötungen
- Koordinationsprobleme
- Schwierigkeiten beim Denken und Problemlösen.
Langfristiger Konsum kann führen zu:
- Gedächtnisstörungen
- verminderten kognitiven Fähigkeiten
- potenzieller Abhängigkeit führen.
Bei prädisponierten Personen kann der Gebrauch von Cannabis das Risiko für psychische Erkrankungen wie Schizophrenie erhöhen. Es ist auch möglich, dass der Konsum, besonders in jungen Jahren, die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigt. Daher ist es wichtig, die Cannabis-Nebenwirkungen sorgfältig gegen die möglichen Vorteile abzuwägen.
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