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Cannabis auf Rezept: Dein Ultimativer Leitfaden

Seit dem 1. April 2024 gilt Cannabis in Deutschland nicht mehr als Betäubungsmittel, was den Zugang zu medizinischem Cannabis erheblich erleichtert. Es kann nun als M16-Rezept verschrieben werden, was den Verschreibungsprozess vereinfacht und beschleunigt. In diesem umfassenden Leitfaden behandeln wir die Schritte und Voraussetzungen für Selbstzahler und Kassenpatienten mit Kostenübernahme. Beide Gruppen haben unterschiedliche Anforderungen und Wege, um ein Cannabis-Rezept zu erhalten.

Selbstzahler

Für Selbstzahler ist der Zugang zu medizinischem Cannabis seit dem 1. April 2024 deutlich einfacher geworden. Eine schwere Erkrankung ist nicht mehr zwingend erforderlich, um ein Rezept zu erhalten. Bereits chronische Schmerzen oder Migräne reichen aus, um eine Verschreibung zu rechtfertigen.

Voraussetzungen für Selbstzahler

  1. Chronische Schmerzen oder Migräne: Bereits diese Symptome reichen aus, um ein Cannabis-Rezept zu erhalten. Es muss keine schwere Erkrankung vorliegen.
  2. Keine Genehmigung durch die Krankenkasse erforderlich: Selbstzahler müssen keinen Antrag bei der Krankenkasse stellen, was den Prozess erheblich vereinfacht und beschleunigt.

Typische Indikationen

  • Chronische Schmerzen: Auch ohne schwere Erkrankung können anhaltende Schmerzen mit Cannabis behandelt werden.
  • Migräne: Cannabis kann helfen, Migräneanfälle zu lindern und deren Häufigkeit zu reduzieren.
  • Andere langanhaltende Beschwerden: Dazu können beispielsweise Fibromyalgie, Rheuma oder neuropathische Schmerzen zählen.

Der Prozess für Selbstzahler

  1. Arztgespräch: Besprich deine gesundheitlichen Probleme mit deinem Hausarzt oder einem Facharzt. Erkläre, warum du denkst, dass Cannabis dir helfen könnte. Dein Arzt wird deine Symptome dokumentieren und feststellen, ob Cannabis eine geeignete Behandlungsmethode ist.
  2. Rezeptausstellung: Wenn dein Arzt der Meinung ist, dass Cannabis eine geeignete Behandlung für dich ist, wird er ein M16-Rezept ausstellen. Dieses Rezept erlaubt dir, medizinisches Cannabis direkt in der Apotheke zu erwerben.

Kassenpatienten mit Kostenübernahme

Für Kassenpatienten übernimmt die Krankenkasse die Kosten für medizinisches Cannabis, sofern bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.

Voraussetzungen für die Kostenübernahme

  1. Schwere Erkrankungen: Patienten müssen an einer schweren Erkrankung leiden, für die andere Behandlungsmethoden nicht ausreichend wirksam oder nicht vertragen wurden.
  2. Ausgeschöpfte Behandlungsoptionen: Es muss nachgewiesen werden, dass alle verfügbaren Standardtherapien bereits eingesetzt wurden und nicht ausreichend wirksam waren.
  3. Positive Einwirkung: Es muss eine Aussicht auf eine spürbare positive Einwirkung auf den Krankheitsverlauf oder auf schwerwiegende Symptome bestehen.

Typische Indikationen

Zu den häufigsten Indikationen für die Verschreibung von Cannabis gehören:

  • Chronische Schmerzen: Vor allem bei Patienten mit schwer behandelbaren Schmerzen, bei denen herkömmliche Schmerzmittel nicht helfen.
  • Multiple Sklerose (MS): Zur Linderung von Muskelspastiken.
  • Epilepsie: Besonders bei schwer behandelbaren Fällen zur Reduktion von Anfällen.
  • Chemotherapie-induzierte Übelkeit und Erbrechen: Um die Symptome bei Krebspatienten zu lindern.
  • Anorexie und Wasting-Syndrom: Zur Steigerung des Appetits und zur Gewichtszunahme bei schweren Fällen.

Der Prozess zur Kostenübernahme

  1. Arztgespräch: Der erste Schritt ist ein Gespräch mit deinem Hausarzt oder einem Facharzt. Dein Arzt wird deine medizinische Vorgeschichte prüfen und feststellen, ob Cannabis eine geeignete Behandlungsmethode für dich ist.
  2. Antragstellung: Dein Arzt muss einen ausführlichen Antrag bei deiner Krankenkasse einreichen, der den bisherigen Behandlungsverlauf dokumentiert und die Notwendigkeit einer Cannabistherapie begründet.
  3. Genehmigung durch die Krankenkasse: Die Krankenkasse prüft den Antrag und lässt den Fall häufig durch den Medizinischen Dienst begutachten. Wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, wird der Antrag genehmigt.
  4. Rezeptausstellung: Nach Genehmigung durch die Krankenkasse stellt dein Arzt ein Cannabis-Rezept aus, das du in der Apotheke einlösen kannst.

Die Bewilligung ist da – wie geht es weiter?

Nachdem dein Rezept ausgestellt wurde, folgst du diesen Schritten:

  1. Apothekenbesuch: Mit deinem Rezept gehst du zu einer Apotheke, die auf Cannabisprodukte spezialisiert ist. Dort wird dein Rezept überprüft und du erhältst das verschriebene Cannabisprodukt.
  2. Individuelle Dosierung: Die Dosierung von medizinischem Cannabis muss individuell angepasst werden. Dein Arzt wird in der Regel mit einer niedrigen Dosis beginnen und diese schrittweise erhöhen, bis die gewünschte Wirkung erzielt wird. Dies hilft, mögliche Nebenwirkungen zu minimieren und die beste therapeutische Wirkung zu erreichen.
  3. Überwachung und Anpassung: Es ist wichtig, dass du regelmäßig mit deinem Arzt über die Wirkung des Cannabis und mögliche Nebenwirkungen sprichst. Manchmal kann es notwendig sein, die Dosierung oder das Produkt anzupassen, um die besten Ergebnisse zu erzielen.

Cannabis auf Rezept – die Kosten

Kostenübernahme durch die Krankenkasse

Die Kosten für medizinisches Cannabis werden in der Regel von der Krankenkasse übernommen, wenn ein bewilligter Antrag vorliegt. Allerdings müssen Patienten die gesetzliche Zuzahlung entrichten, die 10% des Medikamentenpreises beträgt, jedoch mindestens 5,00 und höchstens 10,00 Euro. In bestimmten Fällen, wie bei schwerer Krankheit oder geringem Einkommen, kann eine Befreiung von der Zuzahlung möglich sein.

Kosten für Selbstzahler

Für Selbstzahler variieren die Kosten je nach Produkt und Dosierung. Es ist ratsam, sich im Vorfeld über die Preise in der Apotheke zu informieren und möglicherweise Preise zu vergleichen, um die bestmögliche Option zu finden. Selbstzahler müssen die gesamten Kosten für das Cannabisprodukt selbst tragen, was je nach Menge und Qualität des Produkts variieren kann.

Was tun, wenn der Antrag auf Cannabis auf Rezept abgelehnt wird?

Wird dein Antrag auf ein Cannabis-Rezept abgelehnt, hast du die Möglichkeit, innerhalb eines Monats Widerspruch einzulegen. Hier sind die Schritte, die du unternehmen solltest:

  1. Widerspruch einlegen: Reiche einen schriftlichen Widerspruch bei deiner Krankenkasse ein und erläutere, warum du mit der Entscheidung nicht einverstanden bist. Es ist hilfreich, eine ärztliche Stellungnahme beizufügen, die deine Argumente unterstützt.
  2. Überprüfung durch den Medizinischen Dienst: In vielen Fällen wird der Medizinische Dienst deinen Fall erneut prüfen. Diese Prüfung kann etwas Zeit in Anspruch nehmen, ist jedoch ein wichtiger Schritt, um eine positive Entscheidung zu erreichen.
  3. Klage einreichen: Sollte dein Widerspruch abgelehnt werden, kannst du beim zuständigen Sozialgericht Klage einreichen. Dies ist kostenlos und das Gericht wird deinen Fall unabhängig überprüfen.

Welche Ärztin oder welcher Arzt verschreibt Cannabis?

In Deutschland dürfen alle Haus- und Fachärzte, mit Ausnahme von Zahn- und Tierärzten, Cannabis verschreiben. Es ist jedoch ratsam, einen Arzt aufzusuchen, der Erfahrung mit der Verschreibung von medizinischem Cannabis hat. Diese Ärzte sind oft besser in der Lage, die notwendige Dokumentation zu erstellen und die besten therapeutischen Ansätze zu empfehlen.

Tipps zur erfolgreichen Antragstellung

  1. Gründliche Vorbereitung: Stelle sicher, dass du alle relevanten medizinischen Unterlagen, einschließlich früherer Behandlungen und deren Ergebnisse, bereithältst. Diese Informationen sind entscheidend für die Beurteilung deines Antrags.
  2. Offene Kommunikation: Sei ehrlich und detailliert bei der Beschreibung deiner Symptome und der bisherigen Behandlungen. Eine klare Kommunikation mit deinem Arzt ist entscheidend für eine erfolgreiche Antragstellung.
  3. Kontinuierliche Überwachung: Halte regelmäßig Kontakt zu deinem Arzt, um den Verlauf der Behandlung zu besprechen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen.
  4. Unterstützung suchen: In vielen Fällen kann es hilfreich sein, Unterstützung von Selbsthilfegruppen oder spezialisierten Beratungsstellen zu suchen. Diese Organisationen können wertvolle Ratschläge und Unterstützung bei der Antragstellung bieten.

Fazit

Ein Cannabis-Rezept zu erhalten, ist seit dem 1. April dieses Jahres deutlich einfacher geworden. Mit einem M16-Rezept kannst du medizinisches Cannabis direkt in der Apotheke beziehen, ohne dass eine Genehmigung durch die Krankenkasse erforderlich ist. Dies gilt besonders für Selbstzahler, die nun ohne das Vorliegen einer schweren Krankheit ein Rezept für Cannabis erhalten können. Chronische Schmerzen und Migräne reichen aus, um eine Verschreibung zu rechtfertigen.

Dieser Leitfaden bietet dir alle notwendigen Informationen, um den Prozess erfolgreich zu durchlaufen. Nutze die Tipps und Informationen, um deine Chancen auf ein erfolgreiches Rezept zu maximieren und die bestmögliche therapeutische Wirkung zu erzielen.

Für weiterführende Informationen und Unterstützung, besuche die Webseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

Aug 30, 2018
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